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Erfolgreich selbstständig machen

Existenzgründung & Selbstständigkeit
25. Juni 2020

„Ich schmeiß‘ alles hin und werd‘ selbstständig!“ – So oder so ähnlich hat sich das vermutlich schon jeder einmal gesagt. Doch so attraktiv die Idee vom eigenen Business auch ist, so viele Hürden lauern in der Praxis auf Existenzgründer. Wenn Sie ernsthaft über eine Selbständigkeit nachdenken, ist jetzt die Zeit, die rosarote Brille abzusetzen und einen realistischen Blick auf die Herausforderungen zu werfen. Selbständigkeit will sorgfältig geplant sein. Diese Checkliste wird Ihnen dabei helfen, dass Ihr Start ins Unternehmertum gelingt.

Der Selbst-Check

Sind Sie ein Unternehmertyp? Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen? Der Weg in eine erfolgreiche Selbständigkeit hängt vor allem von einem ab – von Ihnen. Eine Existenzgründung kostet Geld, Zeit und Nerven und wird Sie vor ständig neue Herausforderungen stellen. Abgesehen von den fachlichen Anforderungen verlangt Ihnen das eigene Business auch persönlich viel ab. Neben der nötigen Disziplin sollten Sie auch flexibel und belastbar sein. Und vor allem die Fähigkeit mitbringen, sich selbst immer wieder aufs Neue motivieren zu können.

Nicht jeder ist zum Unternehmer geboren. Stellen Sie sich daher zu Beginn Ihrer Planungen die Frage, ob die Anforderungen einer Unternehmungsgründung zu Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Leben passen. Schließlich ist die Selbstständigkeit im Vergleich zum Angestelltenverhältnis mit einem höheren Risiko verbunden.

Eine klare Antwort auf die Frage, ob Sie ein Unternehmertyp sind, ist gar nicht nötig. Wenn Sie sich intensiv mit der Frage beschäftigen, erkennen Sie automatisch, welche Herausforderungen auf Sie warten. Was Sie am meisten reizt und am meisten abschrecken könnte. Schauen Sie ruhig kritisch auf Ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Wie sieht’s aus in den Bereichen Zuverlässigkeit, Disziplin, Freiheitsliebe, Sicherheitsbedürfnis, Bedarf an klaren Strukturen? Ein realistisches Selbstbild ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere Planung.

Tipp:
Sie sind sich nicht sicher, ob eine Selbständigkeit der richtige Weg für Sie ist? Eine nebenberufliche Selbstständigkeit macht zwar viel Arbeit, birgt aber ein deutlich geringeres Risiko als ein Sprung ins kalte Wasser. So können Sie langsam erproben, ob Ihnen das Unternehmertum liegt.

Checkliste Planung Selbstständigkeit

Die Geschäftsidee

Was kann Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung? Welchen Kundennutzen bieten Sie? Gibt’s das schon? Eine erfolgreiche Geschäftsidee muss weder komplett neu sein noch besonders innovativ. Oft genügt es, etwas anders zu sein als der Wettbewerb oder beispielsweise durch gezieltes Marketing Kunden besser zu erreichen als Ihr Wettbewerb. Es muss nicht mal die eigene Idee sein – auch Franchisemodell oder Unternehmensübernahme sind valide Optionen.

Beschreiben Sie mal Ihre Geschäftsidee und werden Sie konkret, charakterisieren Sie Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung so gut wie möglich. Berücksichtigen Sie den Markt, die technische Machbarkeit und auch rechtliche Grundlagen. Vor allem sollten Sie den Kundennutzen Ihrer Idee deutlich machen. So skizzieren Sie ein valides Geschäftsmodell, auf dem Sie später Ihren Businessplan aufbauen können.

Tipp:
Ein Business Model Canvas kann Ihnen dabei helfen, Ihr Geschäftsmodell zu entwickeln, zu visualisieren und zu bewerten.

Der Businessplan

Ziele? Strategie? Finanzen? Sorgfältige Planung ist alles. Eine gute Idee ist prima, aber auf die Umsetzung kommt es an. Die Grundlage bildet ein ausführlicher Businessplan. Darin beschreiben Sie alle relevanten Faktoren Ihrer Unternehmensplanung. Mit ihm überzeugen Sie Banken oder Investoren von Ihrer Geschäftsidee. Noch wichtiger: Sie setzen sich selbst intensiv mit allen Aspekten Ihrer Unternehmung auseinander.

Im Businessplan beschreiben Sie daher unter anderem Ihre Idee und Ihre Zielgruppe, Sie analysieren Markt und Wettbewerb. Sie definieren Ziele, Strategie und Marketing. Eine Finanzplanung ermittelt die Wirtschaftlichkeit Ihres Vorhabens und den Liquiditätsbedarf. Ein solcher Plan ist das Fundament Ihrer Unternehmung. Rechnen Sie daher nichts schön. Bleiben Sie realistisch und planen Sie finanzielle und zeitliche Puffer ein.

Tipp:
Für die Erstellung Ihres Businessplans finden Sie zahlreiche Vorlagen und Beispiele, z. B. bei der IHK und auf vielen Gründerportalen.

Die Finanzierung

Wie viel Kapital wird benötigt? Und wo bekommt man es her? In Ihrem Businessplan haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht. Gerade in der Anfangsphase Ihrer Selbständigkeit werden Sie wahrscheinlich kaum Gewinn erwirtschaften. Das sollten Sie bei der Planung berücksichtigen.

Oft übersteigt der Finanzbedarf die Möglichkeiten Ihres Eigenkapitals. Recherchieren Sie daher, welche Finanzierungsmöglichkeiten für Sie in Frage kommen. Neben dem Kredit bei der Hausbank gibt es oft zusätzliche Fördermittel wie den Förderungszuschuss oder Alternativen wie Gründerdarlehen oder Beteiligungs- und Risikokapital.

Tipp:
Informieren Sie sich insbesondere über Gründerzuschüsse oder andere Fördermöglichkeiten für Gründer.

Hilfe und Unterstützung

Selbstständigkeit heißt nicht, dass Sie alles allein stemmen müssen. Nehmen Sie Unterstützung in Anspruch. Gründerseminare helfen Ihnen auf Ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Hier erhalten Sie wertvolle Informationen und nützliches Know-how. Oft werden diese sogar kostenlos angeboten.

Konzentrieren Sie sich auf Ihre Kernkompetenzen. Scheuen Sie sich nicht, bestimmte Aufgaben Experten anzuvertrauen – Anwälten, Steuerberatern, Designern, Coaches usw. Sie verfügen über Wissen, das Sie (noch) nicht haben. Sie schaffen Transparenz, geben Ihnen Sicherheit und nehmen Ihnen Aufgaben ab, die Sie nur unnötig Zeit kosten würden.

Formales und Rechtliches

Welche Voraussetzungen gibt es? Wie melde ich mein Unternehmen an? Je nach Art des Unternehmens gibt es unterschiedliche Voraussetzungen für Ihr Vorhaben – so gibt es beispielsweise einen Meisterzwang in verschiedenen Handwerksberufen oder bauliche Anforderungen an die geplante Betriebsstätte. Eine umfassende Recherche im Vorfeld ist Pflicht.

Auch die Anmeldung bei den Behörden kann ganz unterschiedlich aussehen: Freiberuflichkeit oder Gewerbe, Einzelunternehmung oder Handelsregistereintrag? Hier sollten Sie sich im Vorfeld eingehend von Ihrem Steuerberater beraten lassen.

Auf der rechtlichen Seite benötigen Sie zum Start vielleicht Verträge – z. B. einen Gesellschafter- oder Geschäftsführervertrag, Arbeitsverträge für Mitarbeiter und auch als Einzelkämpfer zumindest wasserdichte AGB.

Die Sicherheit

Welche Risiken birgt die Selbstständigkeit? Und wie können Sie diese bestmöglich absichern?
Zum eigenen Unternehmen gehört auch immer ein gewisses Risiko. Mit der passenden Versicherung schaffen Sie hier mehr Sicherheit. So schützen Sie im Schadensfall nicht nur Ihren Betrieb, sondern auch Ihre Existenz.

Für Ihre privaten Risiken steht die Krankenversicherung ganz vorne. Hier können Sie als Selbständiger zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen. Vergleichen Sie gut und berücksichtigen Sie dabei auch die langfristige Kostenentwicklung. Mit Berufsunfähigkeits- und Rentenversicherungen können Sie Ihre persönliche Sicherheit weiter ergänzen.

Betriebliche Risiken sollten Sie nach individuellem Bedarf Ihrer Unternehmung absichern. Vor allem Haftpflichtversicherungen, aber auch eine Rechtsschutzversicherung können sinnvoll sein.

Tipp:
Welche Haftpflichtversicherung für Sie sinnvoll ist, lesen Sie in unserem Artikel “Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht und Vermögensschadenshaftpflicht. Was sind die Unterschiede?“.

Die Kundengewinnung

Wie wollen Sie kommunizieren? Wie können Sie Kunden überzeugen? Nun geht es an die Umsetzung Ihrer Marketingstrategie aus dem Businessplan.
Den Anfang macht dabei Ihr Außenauftritt. Dieser ist mehr als nur Logo und Website – mit Ihrem Corporate Design bestimmen Sie, wie Ihre Marke von Ihren Kunden wahrgenommen wird. Denn eine Marke kann man sich nicht kaufen, man muss sie sich erarbeiten.

In einem stimmigen Marketingkonzept konkretisieren Sie Ihre Kundenansprache. Welche Geschichte wollen Sie erzählen? Welche Botschaften vermitteln? Und welche Kanäle wollen Sie nutzen? Wie hoch ist Ihr Budget und wie setzen Sie es möglichst effizient ein?

Tipp:
Behalten Sie bei der Kommunikation immer den von Ihnen definierten Kundennutzen im Auge!

Messen und verbessern

Sind Sie auf dem richtigen Weg? Wie können Sie optimieren? Ihr Geschäft ist angelaufen. Jetzt müssen Sie gut aufpassen. Sie haben bereits Ziele definiert, jetzt müssen Sie diese weiterverfolgen. Leiten Sie konkrete Kennzahlen aus Ihren Zielen ab und behalten Sie diese Zahlen im Auge. Auf dieser Basis können Sie Ideen entwickeln, um Ihre Zielerreichung zu verbessern. Probieren Sie diese Ideen aus – eine nach der anderen und messen Sie den Erfolg. Wenn der Versuch erfolgreich war, behalten Sie die Änderung bei. Falls nicht, testen Sie die nächste Idee und messen deren Erfolg. Mit diesem Kreislauf aus Messen und Verbessern werden Ihre Prozesse Stück für Stück optimiert.

Zeit nehmen

Geht das auch schneller? Laut Gründungsmonitor der KfW vergehen im Schnitt 7 Monate von einer Idee bis zum Start eines Unternehmens. Nur ein Teil davon entfällt auf die Formalitäten wie Anmeldungen, die Auseinandersetzung mit dem Finanzamt und anderer lästiger Papierkram. Den Löwenanteil beansprucht tatsächlich die Planung. Und das ist auch gut so. Nehmen Sie sich die Zeit für eine solide Planung. Treten Sie einen Schritt zurück. Zu leicht und zu schnell wird man betriebsblind und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Los geht’s

Wenn Sie diese Schritte beherzigen, sind Sie auf einem guten Weg, ein hoffentlich erfolgreiches Start-up oder Kleinunternehmen gründen. Denn eine gute Checkliste lässt Ihre Chancen steigen, alles Wichtige bedacht zu haben. So behalten Sie gerade in der Anfangsphase den Überblick über die Themen, die sich schon bei vielen Gründern bewährt haben.

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg auf dem Weg in die Selbstständigkeit!